Presseberichte

Verein Aachener Friedenspreis scheitert am Antisemitismus

20.07.2011 – Ohne Ergebnis endete am Freitag, dem 15. Juli 2011, eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins Aachener Friedenspreis. Einziger Tagesordnungspunkt: der Umgang mit dem Antisemitismus.

Bereits seit Monaten hatte es vereinsintern heftigen Streit gegeben über die deutliche Parteinahme des Vereinsvorsitzenden und seiner Stellvertreterin für den ehemaligen Friedenspreisträger Walter Herrmann. Dieser war 1998 für ein Obdachlosenprojekt, der Kölner Klagemauer, mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden, hatte sich in den letzten Jahren zunehmend dem Thema Israel-Palästina zugewandt und dabei immer wieder auf deutlich antisemitische Materialien zurückgegriffen. Im Februar 2010 zeigte Herrmann in seiner Ausstellung auf der Kölner Domplatte eine Karikatur, in der im Stil des Nazi-Hetzblattes Der Stürmer eine mit Davidsstern als Jude gekennzeichnete Gestalt auf einem Teller ein palästinensische Kind zerstückelt und dessen Blut trinkt.

Das Aachener Friedensmagazin aixpaix.de dokumentierte diesen Fall, distanzierte sich deutlich von der Aktion Herrmanns und veröffentlichte Stellungnahmen der israelischen Friedenspreisträgerinnen Gila Svirsky (Frauen in Schwarz) und Roni Hammermann (Machsom Watch), die Herrmanns Vorgehen verurteilten.

Der Vereinsvorsitzende des Aachener Friedenspreises erklärte damals auf Anfrage der Aachener Nachrichten: Was er jetzt macht, ist nicht in Ordnung. Später stellte er sich allerdings gemeinsam mit seiner Stellvertreterin an die Seite Herrmanns. Mehrfach vertraten beide offen die Ansicht, bei Herrmanns Treiben handele es sich um Kunst und die dürfe auch Grenzen überschreiten.

Diese deutliche Billigung antisemitischen Handelns vertrat der Vereinsvorsitzende Presseberichten zufolge auch in der außerordentlichen Mitgliederversammlung. Ein Antrag auf eine Distanzierung von den antisemitischen Aktionen Herrmanns fand keine Mehrheit, ebenso wenig zwei andere Anträge.

Damit hat der Verein Aachener Friedenspreis weiterhin gerade auch in der Sicht der Aachener Öffentlichkeit ein deutliches Problem mit dem Antisemitismus und scheidet als seriöse und ernst zu nehmende Kraft der Friedensbewegung aus. Kritische Positionen des Vereins zum Nahostkonflikt werden jetzt leider nicht ohne Grund in Verbindung mit dem Vorwurf antisemitischer Haltungen gebracht werden. Auch bei anderen Themen als dem sensiblen Thema Nahostkonflikt hat der Verein mit seinem ungelösten Antisemitismusproblem seine Glaubwürdigkeit eingebüßt.

aixpaix-Herausgeber Otmar Steinbicker, der von 2003 bis 2009 den Vorsitz des Vereins Aachener Friedenspreis innehatte, erklärte bereits am 29. Juni in einem Schreiben an den Kooperationsrat der Kooperation für den Frieden: Für mich ist es unabdingbar, dass Friedensbewegung klar und eindeutig gegen jede Form von Antisemitismus Stellung bezieht! Eine eindeutige Positionierung gegen den Antisemitismus bedeutet in keiner Weise, auf eine kritische Positionierung gegenüber der israelischen Regierungspolitik zu verzichten oder die Solidarität mit der israelischen und palästinensischen Friedensbewegung irgendwie einzuschränken. Im Gegenteil: eine eindeutige Positionierung gegen jeglichen Antisemitismus ist für mich die unverzichtbare Grundlage für eine glaubwürdige Positionierung der Friedensbewegung in der Nahostdebatte. Die vom heutigen Friedenspreis-Vorsitzenden und seiner Stellvertreterin vertretene These, Herrmanns antisemitische Aktionen dürften als Kunst Grenzen überschreiten, nannte Steinbicker schlicht unerträglich.

Auf der Homepage des Vereins Aachener Friedenspreis wurde bis Mittwoch (20.07.2011) Mittag nicht über das Ergebnis der außerordentlichen Mitgliederversammlung berichtet und keine Stellungnahme zum Thema Antisemitismus oder zu den Zeitungsberichten abgegeben.

Kommentar: Aachener Friedenspreis im kollektiven Selbstmord

Pressebericht "Aachener Nachrichten"
Pressebericht "Aachener Zeitung"


World Wide Web aixpaix.de

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