Der Weihnachtsfrieden 1914 und der „Krieg gegen den Terror“

Lassen wir uns „nicht von den Eigenen täuschen“!

In England erfahren die Kinder in der Schule vom Christmas Truce, warum nicht auch bei uns? Es geht um Peace on Earth.

„Friede auf Erden!“

Dies verkündeten die biblischen Weihnachtsengel. O wie sehnen sie Frieden herbei nach fünf Monaten höllischer Kriegsquälerei: die Frontsoldaten im Dezember 1914. Tagelang ohne Pause knietief im Schlamm der Schützengräben. Auf beiden Seiten. Nur 10, 20 oder wenige 100 Meter voneinander entfernt. Scharfschützen beschießen jeden Kopf, der über dem Grabenrand erscheint. Die Hosen voll. Unwiderstehlicher Brechreiz. Zwischen den Gräben stinken auf verwüstetem Gelände die vermodernden Leichen der Kameraden. „Gefallene“ nennt man sie, als wenn sie nur gestolpert wären, im stets verharmlosenden, verschleiernden Militärjargon, der bis heute in der Alltagssprache vorkommt. Nein, sie hatten getötet oder waren dazu bereit und waren bei diesem Versuch selbst umgebracht worden. Dafür waren sie hierhergekommen. Hunderttausende hatten sich bis kurz vor Kriegsbeginn in vielen Städten an Friedenskundgebungen beteiligt. Doch erlagen die meisten in allen Ländern der aggressiven Propaganda und wollten zumindest keine „Verräter“ sein, also Menschen, die sich weigerten, für die Gemeinschaft gegen die Bösen einzustehen. Nationalistisch und militaristisch aufgeputscht von den führenden Schichten, auch von „christlichen“ Predigern, hatten sie sich in Scharen freiwillig gemeldet, ganze Schulklassen, Deutsche, Briten, Franzosen, Belgier. Auch mein Onkel und mein Großvater. Der eine kam zurück, der andere nicht. Wie in jedem Krieg: Öffentlichkeit und Soldaten wurden von Anfang an belogen. Die deutsche Führung wusste: Wegen Englands Kriegseintritt war der Angriffsplan aussichtslos. Das spielte keine Rolle, hier wie auf der Insel hieß es: „Weihnachten sind alle wieder zu Hause!“

„Ich hätte es nie geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte: Vorgestern reichten sich vor dem Schützengraben Franzosen und Deutsche die Hände.“ Mit keinem, „nicht mal mit anderen Soldaten“ dürften sie darüber sprechen. Dies schrieb Gervais Morillon seinen Eltern im Dezember 1914. Ein halbes Jahr später war der Einundzwanzigjährige tot.

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Martin Arnold ist Autor des Aachener Friedensmagazins aixpaix.de. Seine Beiträge sehen Sie hier


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